aus den  LN online  vom 21.05.04

Erste Wikinger-Islandpferde-Rallye im Lauenburgischen

Hoch zu Ross auf den
Spuren der alten Wikinger

55 Frauen, Männer und Kinder jagen mit ihren Islandpferden durch den Wald. Zwischen Hornbek und Breitenfelde ging es um Geschick im Sattel und Sinn für die Wikingerzeit.

Von Martin Stein

Hornbek- "Islandpferde und Wikinger sind seelen-verwandt, das sind dann Events, da passt das unheimlich gut zusammen." Wolfgang (32) aus Hamburg zieht die Fäden sorgfältig durch die Lederhalterung, an der er im Schneidersitz konzentriert arbeitet. Er ist einer der "Wikinger", die sich am Himmelfahrtstag in Horn-bek mit Freunden getroffen haben, die ebenfalls eine "nordische Ader" besitzen - und sich deshalb in ihrer Freizeit am liebsten mit Islandpferden beschäftigen.
Den Anstoß zu der ersten Wikinger-Islandpferde-Rallye im Lauenburgischen haben Anette und Karsten Kirk aus Güster gegeben. Sie unter-richten an den Berufsschulen in Mölln und Geesthacht und sind auf ihren Island- und Shetlandpferden passionierte Freizeitreiter. Bei einem Ritt durch die Hornbeker Feldmark passiert es eines Tages: Merkwürdige Gestalten sprin-gen aus dem Wald, ein richtiges Kampfgetümmel spielt sich vor ihren Augen ab. Nach dem ersten Schrecken stellt sich heraus: "Das waren ganz freundliche Leute", erzählt Karsten Kirk. Der erste Kontakt zu den Wikingern war geknüpft, bald die Idee zu der gemeinsamen Rallye geboren.
Und sie kommt an. Am Him-melfahrtsmorgen machen sich 55 Frauen, Männer und Kinder in Hornbek mit ihren Pferden auf eine lange Strecke bis nach Breitenfelde und zurück. Geschick und Wissen sind gefragt. Karsten Kirk weist die kleinen Gruppen sorgfältig ein: "Die ersten drei Stationen sind relativ schnell

So wird's gemacht. 
Wikinger Wolfgang zeigt  
der Elmenhorsterin Heike  
Wohltmann, wie dasausgestopfte 
Wildschwein "erlegt" werden soll. 
  

hintereinander, dann kommt eine ewig lange Strecke, da denkt man schon, man ist im falschen Film." Und noch eins: "Also denkt dran: Sich-erheit geht vor!" Sein Handy klingelt, die ersten haben Orientierungsprobleme im Ge-lände, ein paar Tipps helfen ihnen weiter.
Und los geht's zur ersten Station, wo ein ausgestopftes Wildschwein in einer Sand-kuhle auf seine Jäger wartet. Die haben allerdings Pro-bleme, den Braten ins Visier zu bekommen. Heike Wohlt-mann aus Elmenhorst auf ihrer "Jeany" nimmt das Borstenvieh mit Pfeil und Bogen vergeblich auf's Korn. Den meisten Reitern geht es später nicht besser. An den folgenden Stationen sind andere Qualitäten gefordert: Der Donnergott Odin soll gezeichnet werden, oder es gilt, die Frage zu beantworten, wo und wann die nächsten Deutschen Meisterschaften "für die göttlichsten Island-pferde" stattfinden.
Nach fordernden Stunden im Sattel kommt der gemütliche Teil des Tages: Die Wikinger haben am Hornbeker Ortsrand ein Lager aufgebaut, in dem geplaudert, gesungen, geges-sen und getrunken wird. Jung und Alt machen nach Lust und Laune mit, oder sie schauen einfach nur zu. Denn zu sehen gibt es einiges.

Die Männer und Frauen in den auf ganz alt getrimmten Gewändern sind kein Verein, sondern eine Interessen-gruppe von Menschen aus mehreren Bundesländern, die ihrer Leidenschaft ohne politische Hintergedanken nachgeht, wie Wolfgang aus Hamburg versichert. Ihr Hobby: Längst Vergangenes spielerisch aufleben zu lassen.
Handwerkliches Geschick spielt dabei eine wichtige Rolle. Wie bei Pawel, der aus der Nähe von Magdeburg nach Hornbek angereist ist. Der 33-Jährige arbeitet in der Autoproduktion, aber bei den Wikingern greift er mit Vor-liebe zum handlichen Kerb-eisen. Damit bearbeitet er Rinderhörner, die er verziert und beschriftet und dann als Trinkgefäße oder als Blas-instrumente dienen.
Bei der Rallye holten sich Astrid Holz und Dietmar Walbe Platz eins. Preise gab es für alle, dank großzügiger Sponsoren wie der Fürst Bis-marck Quelle, Hass + Hatje, der Firma Möllner CC-Erfrischungsgetränke, Goll-nest & Kiesel sowie dem Fruchthof Mölln.
Bei den Wikingern sind übrigens nicht nur Nord-männer willkommen. Auch Slawen, Germanen oder zum Beispiel Kelten machen bei ihnen mit. Im Sommer wird es sie alle an die niedersäch-sische Küste treiben. Bei Norddeich wollen sie sich vom 13. bis 15. August zu einem großen Wikingerlager treffen und eine Schlacht gegen die Friesen nach-stellen.

Bilder und Text von Martin Stein, Mölln

Ein Lagerfeuer darf natürlich nicht fehlen: Wikinger und Pferdefreunde sassen am Vatertag noch lange zusammen.

Vera Schaaf reiste aus Osnabrück zum Wikingerlager an und kümmerte sich um den Met-Ausschank

Karsten Kirk strahlte über das Gastgeschenk: Maren Kristiansen aus Müssen brachte einen Hefezopf in Form eines Thorhammers mit.

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 aus dem
 Büchener Anzeiger online  vom 07.07.04

Reiterrallye und Wikingerlager in Hornbek
Im tiefen Wald bei Hornbek, da sind die Wikinger ...

Hornbek (ik) – Vatertagstouren sind wohl das, was die meisten Menschen am 20. Mai gemacht haben. Es gibt keinen Tag im Jahr, wo so wenige Autos, dafür aber so viele Fahrräder auf den Straßen und Wegen anzutreffen sind – und was machen Wikinger? Bitte wer? Wikinger. In einem Lager tief im Wald bei Hornbek hatten 30 Wikinger ihr Lager aufgeschlagen und auch eine Reiterrallye organisiert. Sicher, es hätte wärmer sein können, doch diese „Wikinger“ sind ziemlich robust. Sie leben in ihrem Lager so authentisch wie möglich. Als „Draußenmenschen“ lehnen sie GoreTex und Klimawäsche ab, weil Wolle (Filz), Naturfasern und Felle natürlicher und mindestens ebenso warm sind. Und selbstverständlich wird die Wintersonnenwende am 21. Dezember ebenfalls im Freien gefeiert. Es ist kein Club oder Verein, sondern »ein Zusammentreffen freier Wikinger« mit einzelnen Sippen (Familien) – ein lockerer Zusammenschluss von frühmittelalterlich Interessierten. Während die Wikinger in ihrem Lager in Hornbek dem gemütlichen Beisammensein frönten und leckere Fleischspieße über dem offenen Feuer grillten, dabei das eine oder andere Horn Met tranken mühten sich 55 Reiter mit ihren Pferden auf einer knapp 20 Kilometer langen Strecke um Hornbek und Woltersdorf ordentlich ab. Es war schließlich eine Rallye und kein gemeinsamer Spazierritt. So gab es diverse Punkte, an denen Reiter und Pferd (und wenn es nur das gehorsame Stillstehen des Vierbeiners war) ihr Können beweisen mussten. Mit Pfeil und Bogen schießen, Pilze suchen, mit einer Axt (Schwierigkeitsgrad: spitze Seite) Nägel in einen Holzstamm schlagen (wer konnte, vom Pferd aus) und am Kanal im Ledereimer Wasser schöpfen. Das hört sich zwar einfach an, aber ...

 


Romantisch auf der Waldlichtung gelegen:
das Wikingerlager.


Hornschnitzer Pawel -Wikingername Rafnar- macht alles,
was man aus Horn herstellen kann,
z. B. Trink- und Rufhörner.


Bei den Reiterspielen musste mit der scharfen Seite der Axt ein Nagel eingeschlagen werden - die meisten Punkte gab es für den, der es vom Pferderücken aus schaffte.

Viel Arbeit steckte in der Ausarbeitung dieser Rallye. Alle haben mitgeholfen, die Landwirte, die sogar einige ihrer Äcker für den Querfeldeinritt zur Verfügung stellten, und die Jäger, durch deren Reviere mit den Autos zur Streckenplanung gefahren werden durfte. Doch bei aller Mühe gab es auch einen Wermutstropfen: Leider wurden unmittelbar vor der Rallye viele Wegweiser geklaut, so dass die auswärtigen Reiter teilweise große Probleme bekamen und sich oft verritten und nur per Handy zum nächsten Anlaufpunkt oder direkt ins Wikingerlager dirigiert werden konnten. Der Höhepunkt der Veranstaltung war jedoch der Feuerlauf am späten Abend. Ein riesiger, aufgeschichteter Holzhaufen aus untereinander abgestimmten Holzsorten wurde angesteckt und etwa drei Stunden durchbrennen lassen, danach wurde die Glut großflächig verteilt, und es folgte der Feuerlauf – barfuß! Extra dafür ist Detlev Wiese, ausgebildeter Feuerlauf-Seminarleiter, angereist. Wiese ist überzeugt, dass Feuerlauf hilft bei Angstbewältigung. »Man macht Dinge, die man sonst nicht macht. Das ist gut für die Problem-bewältigung im Alltag. Man lernt Verantwortung für sich zu übernehmen.« Anfang Juni fand dann in Neustadt-Glewe das Burgfest mit dem größten Wikingerlager Deutschlands statt, rund 200 Zelte und über 100 Krieger waren dort, auch zwei Gruppen aus Rußland.

 

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