Hornbek (ik) Vatertagstouren sind wohl das, was die
meisten Menschen am 20. Mai gemacht haben. Es gibt keinen Tag im
Jahr, wo so wenige Autos, dafür aber so viele Fahrräder
auf den Straßen und Wegen anzutreffen sind und was
machen Wikinger? Bitte wer? Wikinger. In einem Lager tief im Wald
bei Hornbek hatten 30 Wikinger ihr Lager aufgeschlagen und auch
eine Reiterrallye organisiert. Sicher, es hätte wärmer sein können,
doch diese „Wikinger“ sind ziemlich robust. Sie leben in ihrem Lager
so authentisch wie möglich. Als „Draußenmenschen“ lehnen sie GoreTex
und Klimawäsche ab, weil Wolle (Filz), Naturfasern und Felle natürlicher
und mindestens ebenso warm sind. Und selbstverständlich wird die
Wintersonnenwende am 21. Dezember ebenfalls im Freien gefeiert.
Es ist kein Club oder Verein, sondern »ein Zusammentreffen freier
Wikinger« mit einzelnen Sippen (Familien) – ein lockerer Zusammenschluss
von frühmittelalterlich Interessierten. Während die Wikinger in
ihrem Lager in Hornbek dem gemütlichen Beisammensein frönten und
leckere Fleischspieße über dem offenen Feuer grillten, dabei das
eine oder andere Horn Met tranken mühten sich 55 Reiter mit ihren
Pferden auf einer knapp 20 Kilometer langen Strecke um Hornbek und
Woltersdorf ordentlich ab. Es war schließlich eine Rallye und kein
gemeinsamer Spazierritt. So gab es diverse Punkte, an denen Reiter
und Pferd (und wenn es nur das gehorsame Stillstehen des Vierbeiners
war) ihr Können beweisen mussten. Mit Pfeil und Bogen schießen,
Pilze suchen, mit einer Axt (Schwierigkeitsgrad: spitze Seite) Nägel
in einen Holzstamm schlagen (wer konnte, vom Pferd aus) und am Kanal
im Ledereimer Wasser schöpfen. Das hört sich zwar einfach an, aber
...
|
Romantisch auf der Waldlichtung gelegen:
das Wikingerlager.
Hornschnitzer
Pawel -Wikingername Rafnar- macht alles,
was man aus Horn herstellen kann,
z. B. Trink- und Rufhörner.
Bei
den Reiterspielen musste mit der scharfen Seite der Axt ein Nagel
eingeschlagen werden - die meisten Punkte gab es für den, der
es vom Pferderücken aus schaffte.
|
Viel Arbeit steckte in der Ausarbeitung dieser Rallye. Alle haben mitgeholfen, die Landwirte, die sogar einige ihrer Äcker für den Querfeldeinritt zur Verfügung stellten, und die Jäger, durch deren Reviere mit den Autos zur Streckenplanung gefahren werden durfte. Doch bei aller Mühe gab es auch einen Wermutstropfen: Leider wurden unmittelbar vor der Rallye viele Wegweiser geklaut, so dass die auswärtigen Reiter teilweise große Probleme bekamen und sich oft verritten und nur per Handy zum nächsten Anlaufpunkt oder direkt ins Wikingerlager dirigiert werden konnten.
Der Höhepunkt der Veranstaltung war jedoch der Feuerlauf am späten Abend. Ein riesiger, aufgeschichteter Holzhaufen aus untereinander abgestimmten Holzsorten wurde angesteckt und etwa drei Stunden durchbrennen lassen, danach wurde die Glut großflächig verteilt, und es folgte der Feuerlauf – barfuß! Extra dafür ist Detlev Wiese, ausgebildeter Feuerlauf-Seminarleiter, angereist.
Wiese ist überzeugt, dass Feuerlauf hilft bei Angstbewältigung. »Man macht Dinge, die man sonst nicht macht. Das ist gut für die Problem-bewältigung im Alltag. Man lernt Verantwortung für sich zu übernehmen.«
Anfang Juni fand dann in Neustadt-Glewe das Burgfest mit dem größten Wikingerlager Deutschlands statt, rund 200 Zelte und über 100 Krieger waren dort, auch zwei Gruppen aus Rußland.
Fenster
Schliessen
|