Albersdorf
– "Wir saufen den Met, bis keiner mehr
steht . . ." Mit dem Schlachtruf ging es
in die bislang heißeste Nacht des Jahres
im Papenbusch. Die Bagalutenband Torfrock war
wieder da – und beinhart bebte der Kurpark.
Wenn Beamte und Politiker an der Westküste
nichts von einer Fusion der Landkreise zu einem
Großkreis halten mögen, Torfrock
sieht das anders: "Was plattdeutsch ist,
gehört zusammen." Die Gebietsreform
wurde auf der Waldbühne in Albersdorf perfekt
gemacht. Der neue Großkreis heißt
demnach Dithmarschen. Seine Hauptstadt? Der
Name war bereits an den Ortsschildern mit dem
fiktiven "Torfmoorholm" überklebt.
Von überall kamen sie, die Bagaluten- und
Wikingerfans, Männlein wie Weiblein, aus
den "ehemaligen Kreisen" Nordfriesland,
Steinburg, Wilstermarsch, Schleswig-Rendsburg
. . . sogar aus Ostholstein und dem "Ausland"
wie Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern,
um kräftig einen drauf zu machen und für
einen Tag und eine Nacht die Alltagssorgen zu
vergessen.
Schon nachmittags versetzte das Wikingerlager
im Kurpark die Besucher in Stimmung. Nicht nur
wegen des Met-Standes mit gekühltem Honigwein.
Auch die Braterei mit Fleischspießen vom
Baumstammgrill sorgte für die nötigen
Grundlagen, den Tag und die Nacht zu überstehen.
Auf der Waldbühne hatten sich die Gruppen
eingestimmt und die Zuhörer in die Arena
gelockt, die schnell auf 180 waren, angeheizt
durch die Rhythmen von "Louizana Hayriders",
einer Rockabilly-Band, ferner durch die Irische
Folkloregruppe "Mickle a do" und durch
Big Harry, der als sympathischer und gemütlicher
Urtyp bekannt ist, dessen Oberarme massiger
sind als bei anderen die Oberschenkel und der
wie ein Wikinger aussieht.
"Hart an Wind un‘ Kurs na‘ Nord":
So wirbelte die plattdüütsche See-
und Landrockkapell‘ "De Drangdüwels"
über die Bühne, die mit ihrem Sänger
Burghard Beese die schaurigen Balladen von Klaus
Störtebecker, seinem Spießgesellen
Gödeke Michel und die Schlacht von der
Doggerbank zum Publikum hinüber rockte.
Ratazong . . . und dann kam Torfrock. "Prost
Dithmarschen!" rief Klaus Büchner,
Frontsänger der Bagalutenband, die längst
deutsches Kulturgut und wieder auf beinharter
Tournee ist. Gut 1700 Zuhörer im dicht
gefüllten Rund brüllten begeistert
"Prost" zurück.
Büchner, Raymond Voß, Olli Kahl und
Volker Schmidt von Torfrock ließen unter
Riesenapplaus die Akkorde hören. Es war
der Wahnsinn, der da rüber kam – viele
Zuhörer sangen Wort für Wort die Lieder
auswendig mit. Ob es die "Boxer" oder
die "Wildsau" sind, der "Torfrockball
im Hühnerstall", "Butterfahrt",
"Beinhart", "Rut mit’m Torf",
die "Sonntagsjäger", "Bernhard",
"Volle Granate Renate" und der Kultklassiker
"Rollo der Wikinger". Zahlreiche Zugaben
folgten.
Zu loben ist der Sicherheitsdienst, der korrekt,
freundlich und bestimmt Ordnung in den Reihen
aufrecht hielt. Albersdorf blieb vom Raubzug
der Wikinger bewahrt.