Bagaluten überrollen Albersdorf

Torfrock im Kurpark vor 1700 Besuchern – Met bis zum Umfallen

Von Georg von Baudissin

Albersdorf – "Wir saufen den Met, bis keiner mehr steht . . ." Mit dem Schlachtruf ging es in die bislang heißeste Nacht des Jahres im Papenbusch. Die Bagalutenband Torfrock war wieder da – und beinhart bebte der Kurpark.

Wenn Beamte und Politiker an der Westküste nichts von einer Fusion der Landkreise zu einem Großkreis halten mögen, Torfrock sieht das anders: "Was plattdeutsch ist, gehört zusammen." Die Gebietsreform wurde auf der Waldbühne in Albersdorf perfekt gemacht. Der neue Großkreis heißt demnach Dithmarschen. Seine Hauptstadt? Der Name war bereits an den Ortsschildern mit dem fiktiven "Torfmoorholm" überklebt.

Von überall kamen sie, die Bagaluten- und Wikingerfans, Männlein wie Weiblein, aus den "ehemaligen Kreisen" Nordfriesland, Steinburg, Wilstermarsch, Schleswig-Rendsburg . . . sogar aus Ostholstein und dem "Ausland" wie Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern, um kräftig einen drauf zu machen und für einen Tag und eine Nacht die Alltagssorgen zu vergessen.

Schon nachmittags versetzte das Wikingerlager im Kurpark die Besucher in Stimmung. Nicht nur wegen des Met-Standes mit gekühltem Honigwein. Auch die Braterei mit Fleischspießen vom Baumstammgrill sorgte für die nötigen Grundlagen, den Tag und die Nacht zu überstehen.

Auf der Waldbühne hatten sich die Gruppen eingestimmt und die Zuhörer in die Arena gelockt, die schnell auf 180 waren, angeheizt durch die Rhythmen von "Louizana Hayriders", einer Rockabilly-Band, ferner durch die Irische Folkloregruppe "Mickle a do" und durch Big Harry, der als sympathischer und gemütlicher Urtyp bekannt ist, dessen Oberarme massiger sind als bei anderen die Oberschenkel und der wie ein Wikinger aussieht.

"Hart an Wind un‘ Kurs na‘ Nord": So wirbelte die plattdüütsche See- und Landrockkapell‘ "De Drangdüwels" über die Bühne, die mit ihrem Sänger Burghard Beese die schaurigen Balladen von Klaus Störtebecker, seinem Spießgesellen Gödeke Michel und die Schlacht von der Doggerbank zum Publikum hinüber rockte.

Ratazong . . . und dann kam Torfrock. "Prost Dithmarschen!" rief Klaus Büchner, Frontsänger der Bagalutenband, die längst deutsches Kulturgut und wieder auf beinharter Tournee ist. Gut 1700 Zuhörer im dicht gefüllten Rund brüllten begeistert "Prost" zurück.

Büchner, Raymond Voß, Olli Kahl und Volker Schmidt von Torfrock ließen unter Riesenapplaus die Akkorde hören. Es war der Wahnsinn, der da rüber kam – viele Zuhörer sangen Wort für Wort die Lieder auswendig mit. Ob es die "Boxer" oder die "Wildsau" sind, der "Torfrockball im Hühnerstall", "Butterfahrt", "Beinhart", "Rut mit’m Torf", die "Sonntagsjäger", "Bernhard", "Volle Granate Renate" und der Kultklassiker "Rollo der Wikinger". Zahlreiche Zugaben folgten.

Zu loben ist der Sicherheitsdienst, der korrekt, freundlich und bestimmt Ordnung in den Reihen aufrecht hielt. Albersdorf blieb vom Raubzug der Wikinger bewahrt.

 

erschienen in der örtlichen Lokalzeitung

Fenster Schliessen