Ostseezeitung Greifswald vom 23. September 2002

Hobby-Wikinger vermitteln in Lubmin am Wochenende Wissenswertes über die Nordländer. Foto: E. Offel
Wikingerlager am Bodden
Hobby-Nordländer mit 50 Zelten im Seebad Lubmin zu Gast
Lubmin (OZ) Am Samstag landete der Jarl von Gotland am Strand von Lubmin, um seine geraubte Tochter wieder heimzuholen. Aber der Wächter auf dem Turm hatte das Boot früh gesehen und mit dem Rufhorn das Lager gewarnt. Über 100 „zivile“ Besucher verfolgten amüsiert, wie die fremden Krieger sich nach kurzem Kampf geschlagen gaben und sich vor dem Thing verantworten mussten. Im Stehgreifspiel erfuhren sie viel über die Denkweise und Sitten der stolzen Wikinger. Zum Saisonausklang hatte der
Lubminer Tourismus- und Gewerbeverein ein Wikinger-Lager am Strand veranstaltet. Trotz der Kürze der Vorbereitung hatten sich 50 Zelte der deutschen Wikingerszene mit Spielleuten, Handwerkern und Kriegern eingefunden. Das Alltagsleben wird in solchen Lagern möglichst detailgetreu nachempfunden. Die Gebrauchsgegenstände und Kleidung sind zumeist selbst angefertigt. Oder im Tausch auf den Lagern erworben.
Das Wissen um den nordischen Stamm, der die europäische
Geschichte zwischen dem 8. und 12. Jahrhundert prägte, haben die Hobby-Wikinger aus wissenschaftlichen Publikationen. Darum ärgert sie die verbreitete einseitige Gleichsetzung der Wikinger mit raubenden Mörderbanden. Diese waren auch und sogar vor allem geschickte Handwerker und Händler. Davon konnte man sich in Lubmin überzeugen. Wer an den Ständen Interesse zeigte, dem wurde geduldig erklärt, wie die Wikinger Zierborten webten, Truhenbeschläge und Messer schmiedeten, Gewänder nähten.

Fenster Schliessen